Marcel Wich ist #Gesundheitskönner und rückt als Dipl.-Kommunikationspsychologe das Thema psychische Gesundheit deutschlandweit in den Fokus von Unternehmen. Jeder vierte Deutsche ist von einer psychischen Störung betroffen. Als Experte weiß Herr Wich, wie man Betroffenen hilft. Seine Mission: Angehörigen, Kollegen und Freunden von Betroffenen die Unsicherheiten nehmen und in einem eigens konzipierten „Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit“ Schritt für Schritt erklären, wie man mit psychischen Krankheiten umgeht und konkret hilft.
ThEx Zukunftswirtschaft spricht mit ihm darüber, in welchem Zusammenhang New Work und Mental Health stehen, wo die Chancen für Unternehmen liegen und welche Herausforderungen es zu meistern gilt.
Wie beeinflusst die moderne Arbeitswelt, insbesondere das Konzept von New Work, die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer:innen?
New Work bietet auch aus gesundheitlicher Perspektive viele Chancen. Im Zuge der Digitalisierung wünschen sich zunehmend mehr Arbeitnehmer:innen eine flexible Arbeitsorganisation, die es ihnen erlaubt, ihre Tage stärker nach den eigenen Vorstellungen zu planen. Beschäftigte sind nicht ausschließlich an feste Arbeitszeiten und -orte gebunden, Beruf und Privatleben lassen sich besser in Einklang bringen. Wer einen Sinn in seiner Arbeit sieht, Eigenverantwortung tragen darf und sich weiterentwickeln kann, ist zudem in der Regel motivierter und zufriedener. Das wiederum wirkt sich positiv auf das Unternehmen aus, etwa durch eine geringere Anzahl an Fehltagen und eine gesteigerte Kreativität und Produktivität.
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www.gesundheitskoenner.de
Warum ist es als Unternehmen wichtig, die psychische Gesundheit seiner Mitarbeitenden im Blick zu haben?
Den genannten Vorteilen stehen Risiken gegenüber. Da gerade im Homeoffice die strikte Trennung von Beruf und Privatleben verloren geht, kann es Beschäftigten schwerfallen, auch mal komplett von der Arbeit abzuschalten. Dadurch leidet die Erholungsfähigkeit und in der Folge oft die Leistungsfähigkeit im Job. Die zahlreichen digitalen Kommunikationskanäle erzeugen zusätzlich ein Gefühl ständiger Erreichbarkeit und können damit zu Stress führen. New Work braucht also ein gesundheitsförderndes Gerüst, wenn es für alle Beteiligten vorteilhaft sein soll. Dies bedeutet auch, dass sowohl Arbeitgeber als auch die Mitarbeitenden (Selbst-)Verantwortung und (Selbst-)Fürsorge für ein gutes physisches Wohlbefinden übernehmen sollten. Doch dies ist leider nicht immer gegeben.
Was sind die größten Hemmnisse von Unternehmen, dem Thema psychische Gesundheit mehr Aufmerksamkeit zu schenken?
Psychische Krankheiten werden immer noch in Unternehmen tabuisiert, weil es sich um einen besonders „heiklen“ Gegenstand handelt, dessen Arbeitsbedingtheit auch nicht ohne Weiteres ersichtlich sei. Dazu kommt, dass Arbeitgeber:innen psychische Erkrankungen oft zu spät erkennen und unsicher im Umgang mit erkrankten Mitarbeiter:innen sind. Ferner wurde vermutet, dass Widerstände aufseiten des Managements aus der doppelten Befürchtung resultieren, im Falle des Sichtbar-Werdens betrieblicher Gestaltungsdefizite als Verantwortlicher „schlecht“ dazustehen und möglicherweise mit „überzogenen“ Ansprüchen und Forderungen konfrontiert zu werden.
Gegenwärtig wird viel über den Fachkräftemangel gesprochen. Welche Rolle spielt das Thema Mental Health bei der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen?
Eines wurde bestimmt vielen Arbeitgebern schon klar: Mitarbeiter:innen können nicht mehr schnell ausgetauscht werden. In Zeiten des Personalmangels sollte man sich um seine Mitarbeiter:innen kümmern. In dem Zusammenhang ist es auch wichtig, über ausländische Fach- und Führungskräfte zu sprechen. Sie bringen oft ein anderes Mindset mit und ein bedürfnisorientierter Umgang mit ihnen seitens der Arbeitgeber:innen hilft bei der Integration in den neuen Job sowie in ein neues Land. Schlussendlich hilft ein auf psychisches Wohlbefinden ausgerichteter Umgang miteinander, (ausländische) Fach- und Führungskräfte langfristig an das eigene Unternehmen zu binden.
Welchen wertvollen Tipp haben Sie für Arbeitgeber:innen, um psychische Belastungen bei Mitarbeiter:innen rechtzeitig zu erkennen?
In meinen Erste-Hilfe-Kursen für psychische Gesundheit zeige ich, wie man erste Anzeichen psychischer Krankheiten überhaupt wahrnimmt, wie man Betroffene richtig anspricht und wie man professionell reagiert. Arbeitgeber:innen lege ich immer sehr ans Herz, dass sie eine Beziehung zu Ihren Mitarbeiter:innen aufbauen sollten. Das bedeutet, sich für die Menschen im eigenen Unternehmen zu interessieren, sie zu schätzen und regelmäßig mit ihnen zu kommunizieren. Eine schöne Idee ist eine tägliche Nichtraucherpause, in der man sich 10 Minuten außerhalb des Betriebs trifft und einfach nicht geschäftliche Themen bespricht. Dies stärkt die Mitarbeiterbindung und hilft auch dabei psychische Überlastungen früher zu erkennen.
Beim Zukunfts-Stammtisch am 07.09.2023 im KrämerLoft in Erfurt gibt Marcel Wich einen Impuls, wie man Anzeichen psychischer Gesundheit erkennt und damit als Unternehmen umgehen kann. Anschließend sprechen wir gemeinsam mit InnoFarm, Unternehmer:innen und Interessierten über Ansätze und Methoden, wie eine förderliche Arbeitsumgebung geschaffen werden kann, die die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden unterstützt.
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Übrigens: Eine Teilnahme ist online oder vor Ort möglich.
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